Historie
Über uns
Über 100 Jahre Radsport-Tradition in Mettmann
Im siebten Jahr nach der Jahrhundertwende gegründet, zählt der Mettmanner Radsportverein Edelweiß zu den Traditionsvereinen des Radsportbezirks Bergisch Land. Wo früher züchtig zur Körperertüchtigung und Erprobung der Geschicklichkeit Reigen gefahren wurde, kämpfen heute Radballer um Punkte, machen Radsportler Jagd auf Titel und Prämien, frönen Radwanderer und Touristiker ihrem Hobby und bringen Triathleten die Ausdauerdisziplinen Schwimmen und Laufen mit ein.
Doch werfen wir einen Blick zurück. Im Jahr 1906, dem Gründungsjahr des Mettmanner Radsportvereins, beherrschten, daran hat sich bis heute nichts geändert, kriegerische Schlagzeilen die Titelseiten der Zeitungen. Säbelrasseln allerorten. Das Kaiserreich Deutschland hegte Großmachtgedanken, von der Marokkokrise war die Rede. Deutschlands Machthaber ließen verlautbaren, dass Frankreich Marokko zum Rekrutierungsgebiet für Soldaten machen wolle, um mit einem nordafrikanisches Heer gegen Deutschland aufzumarschieren. Heute, da die Mitglieder des RV Edelweiß Mettmann freundschaftliche Beziehungen zu ihren Sportsfreunden der Partnerschaft Laval pflegen, eine abenteuerlich groteske Vorstellung wie so manches grotesk erscheint, was heute auf der Weltbühne geboten wird. Wesentlich konkreter und realer waren wohl anno dazumal die wirklichen Sorgen der Menschen. Heute unvorstellbar, arbeitete 1906 mehr als ein Drittel der erwerbstätigen Bevölkerung in der Landwirtschaft, musste den Buckel auf dem Acker krumm machen um das tägliche Brot zu verdienen.
Und es gab keinen Fernseher - vielleicht ein Grund, weshalb sich in Mettmann "Exoten" zusammenfanden um einen Radsportverein zu gründen. Wie viele Vorstandssitzungen nötig waren, um sich auf einen Namen zu einigen, ist nicht überliefert. Auch die Namen der Gründungsmitglieder sind in den Wirren der Zeit verloren gegangen. Sicher ist nur: der Verein wurde "Über Berg und Thal" getauft und war dem Solidaritätsverband der deutschen Arbeitersportbewegung angeschlossen. Der Name war Programm. Neben Ringelreinfahren wurden Wander- und Korsofahrten veranstaltet, der Topographie des niederbergischen Landes angemessen, über Berg und Thal, wie man damals schrieb.
Eine Zäsur dann im Jahr 1924. Der Verein "Berg und Thal" brach auseinander. Die sportlich Orientierten mit den Gebrüder Theunissen, Mark, Franz Steffan und Karl Keimer schlossen sich als "Edelweiß Mettmann" dem Bund Deutscher Radfahrer an. Außer Radballspiel wurden nun auch Radrennen veranstaltet. Über 120 km ging es um den "Straßenpreis vom Neandertal" und um den "Großen Bismarckpreis". Betrachtet man das Plakat, so hatte der "Straßenpreis vom Neandertal" einen höheren Stellenwert als der Bismarckpreis. Wird letzterer doch nur in Kleinbuchstaben ausgelobt. Wie weise und vorausschauend unsere Radsportahnen entschieden haben! Denn das Neandertal lebt radsportlich weiter, ist den Radtouristikern in Gestalt des Mettmanner Touristikklassikers "Rund ums Neandertal" ein Begriff.
Zwischen 1924 und der ersten Touristik liegt eine lange Zeitspanne. 1933 - im Jahre Eins des zwölfjährigen Schreckensregiments wurde der Solidaritätsverband und damit auch der Verein "Berg und Thal" verboten. Als Folge des Verbots schlossen sich die beiden Mettmanner Radvereine unter dem Namen "Edelweiß Mettmann" wieder zusammen. Über die Jahre 1933 bis 1945 gibt die Vereinschronik wenig her. Aber schon 1945 - direkt nach dem Krieg - fanden sich viele neue Freunde des Radsports mit neuen Mitgliedern zusammen und wurden wieder aktiv. Zuerst mit Wander- und Korsofahrten, später auch mit Rennfahren und Radball.
Ab 1955 wurde der "Große Preis vom Neandertal" wieder ausgefahren, mit einer neuen Generation von Rennsportlern um Hubert Speck, Reiner Franz, Hans Kahl und Peter Bergrath als erstem Mettmanner bei den Amateuren der A-Klasse. In den 60er Jahren verzeichneten die Radballer ihre bislang größten Erfolge. Fritz Brehm und Helmut Zeberl spielten sechs Jahre lang erfolgreich in der Oberliga, der damals höchsten deutschen Spielklasse.
Einen enormen Aufschwung und Mitgliederzuwachs erlebte der RV Edelweiß durch das Touristikfahren. 1978 hob der Verein die Touristik "Rund ums Neandertal" aus der Taufe, Anlass, um in diesem Jahr den 21. Geburtstag zu feiern. Auch eine andere Tradition blüht wieder auf. Auf Initiative von Vereinschef Manfred G. Brunzel und Rennsportwart Heinz Ehrhardt surren in der Kreisstadt seit 1994 die Speichen beim sommerlichen Radrennen der C-, Schüler-, und Seniorenklassen. Dass der RV Edelweiß Neuem gegenüber aufgeschlossen ist, zeigte das Engagement des Vereins beim Triathlonsport. Von 1989 bis vor wenigen Jahren waren die Freunde der Ausdauersportarten Schwimmen, Radfahren, Laufen unter dem Dach des RV Edelweiß aktiv, haben sich dann leider ausgegliedert und sind einen anderen Weg gegangen. Auch die Jugendarbeit genießt Priorität. Jüngste Erfolge, wie die Vize-Weltmeisterschaft des Mettmanners Lutz Birkenkamp beim Vierer-Verfolgungsfahren der Junioren, belegen dies.